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Tipps für den Naturgarten



Allgemein

Ein weitgehend naturbelassener Garten benötigt i.d.R. keine besonderen Maßnahmen (z.B. Nisthilfen) für Insekten, Spinnentiere und andere Tiere. Diese sind aufgrund der Anlage des Gartens naturgemäß vorhanden.

Zusätzlich kann aber sinnvoll sein:

  • die Einrichtung eines ungestörten Zweig-, Heu-, Erd- und Holzhäufchens in einer Ecke des Gartens,
  • das Stehenlassen von einzelnen verblühten Stauden über den Winter,
  • das Liegenlassen des Herbstlaubs,
  • das Zulassen von Moosbewuchs (z.B. unter Bäumen und Büschen),
  • das Liegenlassen von hohlen Pflanzenstängeln,
  • nach Fällung eines Baums die Belassung des Baumstumpfs oder
  • das Füttern von Vögeln bei hohem Schnee oder während des Aufzugs der Jungvögel.



Unser kleiner Haufen aus Holz, Rinde, etwas Erde, Moos und Herbstlaub



Eines unserer "Insektenhotels". Es werden u.a. Lupinen- oder Baldrianstängel an geschützten Stellen der Steingartenbereiche in die Erde geschoben. Man muss nicht lange darauf warten, bis das Angebot genutzt wird.

Wir haben zusätzlich eine Ecke außerhalb des Grundstücks, auf der wir einen Großteil unserer samenträchtigen Garten- und Balkonabfälle unterbringen. Es handelt sich um einen Wendehammer direkt neben unserem Grundstück, der zu einem Fünftel uns gehört. Keiner stört sich an unseren rein organischen Abfällen an dieser Stelle. Hier ist unsere Brennesselstelle, an der sich vollkommen ungestört viele Insekten- und Spinnenarten entwickeln können. Ebenfalls wachsen hier (u.a.) Baldrian (Valeriana officinalis), Moschus-Malve (Malva moschata), verschiedene Weiden (Salix) und Birken (Betula), Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), Neubelgische Aster (Aster novi-belgii) sowie Gundelrebe (Glechoma hederacea). Aus den jungen Brennesselblättern zaubern wir im Frühjahr und Frühsommer Spinat und Suppen. 



Hier oder im Kompost landet unser Gartenabfall (2008).

Ein solcher externer Platz ist an den meisten Grundstücken natürlich nicht möglich. Dann sollte eine solche Stelle in einer unauffälligen Gartenecke untergebracht werden. Sie muss nicht groß sein. Etwa ein Quadratmeter genügt vollkommen. Man sollte diesen Ort dann aber auch vollkommen in Ruhe lassen. Ein günstiger Standort ist z.B. in unmittelbarer Nachbarschaft vom Komposthaufen bzw. -behälter.


Pflanzenauswahl

Idealerweise befinden sich in einem Naturgarten primär heimische Wildpflanzen, d.h. solche, die man auch in der Umgebung findet, darunter selbstverständlich auch sog. "Unkräuter". Zahlreiche Arten wird man bei der Gartenanlage bereits vorfinden. Andere kann man sukzessive einführen (s.u.). Heimische Wildpflanzen haben gegenüber gezüchteten Zierpflanzen den Vorteil, dass sie für eine Vielzahl an Tieren nicht nur Nahrungsquelle, sondern auch Entwicklungshabitat darstellen.

Wildpflanzen aus vollkommen anderen Biotopen im eigenen Garten ansiedeln zu wollen, wird in aller Regel scheitern, denn sie sind bezüglich des Standorts wesentlich anspruchsvoller als gezüchtete Zierpflanzen. Wer also aus dem nordwestdeutschen Emden meint, während eines Urlaubs in den Alpen Enzian-Samen für den eigenen Garten sammeln oder gar Pflanzen ausgraben zu müssen (was bei unter Schutz stehenden Gewächsen eh verboten ist), wird sehr sicher enttäuscht werden.  Umgekehrt ist es natürlich genauso. Nicht wenige Wildpflanzen sind sehr spezialisiert, d.h. sie benötigen die passende Kombination aus einem bestimmten Untergrund sowie bestimmten Feuchtigkeits-, Temperatur- und Strahlungsverhältnissen, um sich entwickeln zu können. Je extremer ein Standort ist (z.B. sehr kalkhaltig, sehr sauer, sehr schattig oder extrem sonnig und trocken), desto spezialisierter sind die dort gedeihenden Arten. Dies gilt für die Flora und (Klein-)Fauna gleichermaßen.


Wildpflanzen per Samen vermehren

In den drei ersten Jahren ließ ich der Natur freien Lauf. So konnte ich sehen, wie und wo sich bestimmte Pflanzen von selbst ansiedeln und vermehren.

Längst sammle ich ab dem Hochsommer im Garten und dessen näherer Um- gebung reife Samen und platziere sie dort, wo ich eine Vermehrung wünsche. Dies ist i.d.R. in der direkten Umgebung jener Pflanzen, die sich offenkundig an einem bestimmten Ort wohlfühlen. Damit schaffe ich attraktive Horste. Andere, evtl. vor sich hin mickernde Pflanzen werden entfernt bzw. umgesiedelt, in der Hoffnung, dass sie sich am neu gewählten Platz wohler fühlen. Klappt nicht immer, aber sehr oft.

Kennt man die Standortansprüche von Wildpflanzen recht gut, kann man natürlich auch in der weiteren Umgebung Samen sammeln. Der Brennende Hahnenfuß (Ranunculus flammula) an unserem Gartenteich entwickelte sich z.B. aus eingesammelten Samen vom Ufer des Pillersees. Auch das Scharfe Berufkraut (Erigeron acer) war auf unserem Grundstück ursprünglich nicht vorhanden. Ich sammelte vor etlichen Jahren Samen von einem ca. 500 m entfernten Trockenrasenhang an einer ehemaligen Kiesgrube. Diese Pflanze fühlte sich bei uns an trockenen und sonnigen Standorten sofort heimisch und vermehrt sich kräftig. 

Der Zeitpunkt der Aussamung erfolgt am besten dann, wenn sie auch natürlicherweise stattfinden würde. D.h. ich bringe einen Großteil des Samens bereits im September/Oktober aus, einen kleineren Teil im folgenden Frühling. Kaltkeimer (z.B. Enziane) sollten zur Gänze im Herbst ausgesamt werden.

Die Lagerung der Samen erfolgt in beschrifteten (Art/Abnahmedatum) Plastik- döschen. Diese wiederum lagern in einer verschlossenen Holzkiste bei normaler Raumtemperatur.

Etliche Wildpflanzen benötigen mehrere Jahre, bis sie zum ersten Mal blühen. Es braucht also ein wenig Geduld.


Wildpflanzen über Stecklinge oder Absenker vermehren

Zahlreiche Pflanzen lassen sich auch über Stecklinge, Wurzelschnittlinge und Absenker vermehren. Letztere Methode verwende ich sehr häufig, z.B. bei Wald-Erdbeere (Fragaria vesca) , Kleines Immergrün (Vinca minor), Efeu-Gundelrebe (Glechoma hederacea) oder bei der Goldnessel (Lamiastrum galeobdolon). Alle vier Pflanzen sind anspruchslose und hübsch blühende Bodendecker für halbschattige und schattige Bereiche.

Stecklinge verwende ich lediglich bei Weiden (Salix sp.) und Hasel (Corylus avellana), Wurzelstecklinge z.B. bei den Neophyten Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) und Neubelgische Aster (Aster novi-belgii), die ich nur deshalb im Garten belasse, weil sie im Spätsommer und Herbst viele interessante Insekten anziehen. Sie kamen einst mit angelieferter Muttererde auf unser Grundstück.


Konkurrenzen

Ist der Naturgarten gleichzeitig ein Ziergarten, sollte vermieden werden, dass bestimmte Pflanzen so überhand nehmen, dass sie andere Pflanzen verdrängen. Dies gilt auch für die Blumenwiese: Überhand nehmende Gräser und Moose sind der Blumen Tod. Im Frühling entferne ich einen Teil des Mooses, lockere den frei werdenden Boden und säe die gesammelten Wiesenblumensamen. In den Steingärten werden vor allem Wiesengras, Klee und Schachtelhalm entfernt.

Im höckerigen, naturbelassenen Bereich an der Westseite des Grundstücks nahm mit der Zeit die Frühlingsheide (Erica carnea) derart überhand, dass sie u.a. die einst vielen Orchideen verdrängte. Als wichtige Insektenweide im Frühling wurde die Pflanze 2021 etwas dezimiert. In der Böschung vor der West-Terrasse wurde sie vollständig beseitigt.


Anlage und Pflege einer Wildblumenwiese

Hier muss man zwischen Neuanlage und Anlage im Bestand unterscheiden.

Eine Wildblumenwiese gedeiht nur auf magerem Boden. Legt man also auf einer bisherigen Rasenfläche eine Wiese an, so muss der Boden zuvor abgemagert werden. Hierfür eignet sich die Untermischung von Quarzsand, Splitt oder Algenkalk. Nach gründlicher Lockerung der Oberfläche mit Entfernung von kriechenden Stauden (z.B. Weißklee) inkl. ihrer Wurzeln, gröberen Steinen und Moosen kann man ab Ende März bis Juni sowie im August/September Wiesensamen streuen. Hierfür sollte man möglichst keine Wiesenblumen-Saaten aus Supermärkten, sondern solche aus Gärtnereien oder Baumärkten verwenden. Diese Mischungen enthalten i.d.R. um 80-95% Grassaat. Nach der Saat wird leicht eingeharkt und anschließend mit Brettern festgetreten.

Bei einer Neuanlage genügt die Lockerung der möglichst mageren Oberfliäche mit nur geringer Humusauflage. Aussähen und Nachbereitung wie oben beschrieben.

In der ersten Zeit sollte der Boden ständig leicht feucht bleiben. Gedüngt wird eine Wiese niemals! Je magerer der Boden ist, desto üppiger wird die Blütenpracht sein.

Gemäht wird i.d.R. zweimal jährlich, einmal zwischen Ende Juni und Anfang August und ein zweites Mal im September oder Oktober. Während der Wachstums-, Blüh- und Aussamphase sollte die Wiese möglichst nicht betreten werden, weil sie nicht nur Nahrungs-, sondern auch Entwicklungshabitat für Insekten ist.

Im ersten Jahr der Wiesenanlage werden primär einjährige Kräuter blühen, so z.B. die Kornblumen, der Klatsch-Mohn und die Korn-Rade. Ab dem zweiten oder dritten Jahr erscheinen die eigentlichen Wiesenarten wie Margerite, Salbei, Kleiner und Großer Wiesenknopf, Wiesen-Glockenblume, Acker-Witwenblume, Flockenblumen und vieles mehr. Die Zusammensetzung der schließlich dominierenden Arten hängt vor allem vom Untergrund und den lokalen klimatischen Bedingungen ab.

Eine etablierte Wildblumenwiese benötigt  - außer im Jahr der Neuanlage - keine besondere Pflege, d.h. auch keine Bewässerung. Im Frühling und nach dem Mähen sollte man die Wiese aber vertikulieren.



Blumenwiese Anfang Juni


Befestigte Flächen

Wege, Terrassen und Zufahrten sollten möglichst nicht vollständig versiegelt werden. Zum einen kann bei nur teilversiegelten Flächen Regen- und Schmelzwasser versickern, zum anderen hat es einen besonderen Reiz, wenn Plattenfugen bewachsen sind. Man kann Fugen auch gezielt bepflanzen, z.B. mit Moosen, niedrig wachsenen Gräsern, und niedrigen Stauden (z.B. Thymian und dgl.). Bei uns haben sich in den Plattenfugen teilweise auch Gewürze und Salatpflanzen angesiedelt, die wir beim Grillen direkt neben und unter dem Tisch ernten.



Bewachsene Fugen zwischen den Granitplatten der West-Terrasse. Das Gras wird ab und zu gemäht.





 
Die Konsequenz der Natur tröstet schön über die Inkonsequenz der Menschen. (Johann Wolfgang von Goethe)