Schon seit vielen Jahren bin ich daran interessiert, ausgekämmte Katzenhaare zu Wolle zu verspinnen. Da ich keine Ahnung hatte, wie das geht, gab ich mal 50 g Haare von unserer ehemaligen Katze Mini bei einer Hobbyspinnerin in Deutschland in Auftrag. Ich zahlte für das entstandene Knäuel sage und schreibe 50 Euro, also 1 Euro je Gramm - also richtig teuer. Okay, hatte ich verkraftet. Außerdem weiß ich inzwischen, was die Produktion an Aufwand bedeutet.
Nachdem wir unsere Katze Lucie hatten, beschloss ich, deren langen Haare selbst zu verspinnen. Die allerersten Versuche waren die helle Katastrophe, aber schon bald hatte ich den Dreh raus. Mittlerweile entsteht aus Lucies ausgekämmten Haaren eine wunderbar weiche Wolle.
Ausgekämmte Haare
Die improvisierte Spindel
Die fertige Wolle
Mittlerweile habe ich an die 70 g versponnen und z.T. mit andersfarbiger Merino-Wolle verzwirnt. Lucies Haare lassen sich wunderbar und auch sehr dünn verspinnen. Ich bin begeistert.
Die Haare unserer Hündin hingegen haben sich als vollkommen ungeeignet erwiesen. Sie sind zwar lang, aber zu glatt und auch zu dick.
Wer selbst Katzen- oder Hundehaare verspinnen möchte, benötigt nicht viel. Für das Auskämmen verwende ich diesen Kamm:
Beim Auskämmen ist es wichtig, stets in derselben Richtung zu arbeiten und die ausgekämmten Haare einigermaßen parallel zu lagern. Auf diese Weise sind die Haare ohne weitere Vorbereitung verspinnbar. Ich lagere die Haare in einem kleinen Karton. Lucie hat zum Glück gar nichts gegen das Auskämmen - im Gegenteil: Sie legt sich hin und schnurrt.
Für das Spinnen benötigt man eine Handspindel. Oben zeige ich ein 20 g leichtes Teil, das ich aus einem Pinsel und einem übrig gebliebenen Rundholz gefertigt hatte. Damit kann ich die Katzenhaare superdünn verspinnen.
Zunächst werden zwei ungefähr gleich lange Garnstränge gesponnen (im Uhrzeigersinn), anschließend gehaspelt (ich verwende dafür eine größere Kiste), an zwei oder drei Stellen zusammengebunden und für ca. 15 min. in ein lauwarmes Entspannungsbad gelegt. Richtig heiß sollte das Wasser nicht sein, denn Katzenhaare neigen zum Verfilzen. Danach werden die Stränge ausgewrungen und zum Trocknen an einen Haken gehängt. Sind die Stränge trocken, kann man sie zu Knäuel aufwickeln. Zum Verzwirnen lege ich die beiden Knäuel in je ein Marmeladenglas, verbinde die Stränge und verzwirne sie per Spindel links herum. Man kann natürlich auch gegen den Uhrzeigersinn spinnen, muss dann aber im Uhrzeigersinn verzwirnen. Da muss man rausfinden, was einem eher zusagt.
Ist die Wolle verzwirnt, wird sie erneut gehaspelt und noch einmal für ca. 15 min. ins Entspannungsbad gelegt. Danach auswringen, zum Trocknen aufhängen und schließlich zum Knäuel wickeln. Fertig ist die Wolle!
Man kann Haustierwolle auch problemlos mit anderen Fasern mischen und erzielt dabei interessante Effekte. Im folgenden Bild ist das Knäuel unten links aus je einem Strang Katzenwolle und beigefarbener Merinowolle entstanden.
Katzenhaar mit goldgelber Merino-Wolle vermischt